Oh du wunderschöner Herbst! - OR-Baits

Oh du wunderschöner Herbst!

Was bedeutet der Herbst für uns bzw. was bedeutet der Herbst für uns Karpfenangler eigentlich?

Zuerst einmal, ist der Herbst für mich persönlich gesehen die schönste Jahreszeit im Kalender. Nicht nur weil die Natur in wundervollen Farben erstrahlt, sondern auch weil man endlich bei uns an den Gewässern wieder Luft zum Atmen bekommt. Ich wohne in Brandenburg direkt vor den Toren Berlins und der Tagestourismus setzt unseren Seen ziemlich zu, weshalb ich es im Sommer meide an meinen Hausgewässern angeln zu gehen. 

Im Herbst ist davon aber nicht mehr viel übrig und es ist, als wenn plötzlich ein Schalter umgelegt wurde, ziemlich ruhig und weitestgehend leer am See. Jetzt beginnt die Zeit der Lokals und nach und nach werden die Karpfenangler aktiv und der See füllt sich wieder allmählich. Wer jetzt aber den richtigen Moment abpasst, kann mit etwas Glück zu einer richtig heißen Phase, komplett alleine am Gewässer sitzen. 

Genau solch einen Moment habe ich in diesem Jahr erwischt. Am letzten heißen Sommertag war ich noch mit meinem Kumpel zum Baden und Schnorcheln am See unterwegs und kurz danach, als das Wetter plötzlich auf Herbst stellte, dachte ich mir, dass ich es einfach mal probieren werde und direkt mit einer kleinen aber heftigen Futterkampagne starte, um hoffentlich mit etwas Glück, der erste bin der damit die kühlere Jahreszeit hier eröffnet. 

Am dritten Tag nach dem Wetterumschwung, begann ich einen kleinen Platz, auf den ich mit zwei Ruten fischen wollte, zu füttern. Ich hatte aus meiner letzten Baggerseesession noch reichlich Partikel über und mischte diese mit knapp 15kg Boilies LS2.0 und gab noch reichlich Liquid und Teig vom selbigen dazu. Ich wollte eine Initialzündung starten und füttert in kurzen Intervallen und am Tag der Session jeweils 8-10kg vor. 

              

Es war Freitag der 13. September und ich schlug um 8:00Uhr an meinem Angelplatz auf. Von anderen Anglern war weit und breit keine Spur und eine gewisse Euphorie machte sich bei mir bemerkbar, zum Glück bin ich nicht abergläubisch, aber ich hatte einfach dieses Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die Wetterbedingungen hätte man sich mit Westwind, konstanten Luftdruck um die 1015ha und Temperaturen von 15-18grad nicht besser wünschen können. 

Wie schon das ganze Jahr über, fischte ich auch hier wieder Helikopter Montagen mit Multi-Kombi Rig und setzte auf LS2.0 Hookbaits in 24mm, eine Single und die andere als Snowman aufgepoppt! Die Ruten landeten beiden, mit einem „Donk“ direkt hinter der Krautkante und bekamen noch jeweils 3 Hände Boilies als Beilage.

Der Wind frischte auf und es dauerte nicht lange, als es die erste Reaktion auf dem Futterplatz gab. Die linke Rute mit dem einzelnen Hookbait meldet sich nach knapp 2 Stunden Angelzeit mit einem Dauerton. Es war ein kleiner, schön gefärbter Spiegler, dem seine Größe im Drill kaum anzumerken war.

Besser hätte es wohl kaum anlaufen können und der schnelle Biss signalisierte mir, dass ich anscheinend mit meiner Futtertaktik auf dem richtigen Weg war. Unmittelbar nachdem ich den Fisch versorgt hatte, legte ich die Rute neu und verteilte noch einmal 1-2kg Boilies großflächig über beide Stellen. Ich erhoffte mir die Fische zum Suchen anzuregen und sie dadurch länger am Spot zu binden.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, wo an der Kante meine Ruten lagen, ist das Betreten des Ufers leider verboten. Um an die gefütterten Spots zu kommen musste ich meine Schnüre durch 200 m Kraut abspannen. Bei solchen Bedingungen setze ich ganz klar auf schwere Bleie ab 200 g aufwärts und auf eine robuste geflochtene Schnur. 

 Mein Plan ging voll und ganz auf! Die Fische standen voll auf Futter und ich bekam im Schnitt alle 2 Stunden einen Run. Sobald sich ein Bissanzeiger meldete, hieß es Wathose an und ab ins Faltboot. Da ich keinen Motor nutzte, musste ich mich an die Fische ran pumpen um auf die andere Seite des Sees zu gelangen. Weil die Fische sich unmittelbar nach dem Biss im Kraut festsetzten, konnte ich nie so richtig einschätzen, wie groß der Fisch eigentlich war, der dort am anderen Ende auf mich wartete. Erst als ich direkt über den Fischen mit dem Faltboot stand, begann der eigentliche Drill. 

Um Kräfte zu sparen, legte ich die Montage, direkt nach dem ich den Fisch gekeschert hatte neu und ruderte bei ordentlich Seitenwind an meine Angelstelle zurück. Zwischenzeitlich stellte ich mir mitten in der Nacht sogar die Frage, ob ich eventuell die Ruten draußen lassen sollte, um mich wenigstens ein bisschen ausruhen zu können. Der Gedanke verflog aber ziemlich schnell als der nächste Rüssler ablief. Klar hätte mir Schlaf ganz gutgetan und ich hätte ihn auch zu dem Zeitpunkt dringend gebraucht aber ich hatte nur ein kurzes Zeitfenster und wollte so effektiv wie möglich angeln und jeden Biss mitnehmen. Es läuft ja nicht immer wie am Schnürchen und schlafen kann ich auch zu Hause, dachte ich mir!

 

Innerhalb von 24 h konnte ich insgesamt 7 Bisse verbuchen und jeden einzelnen davon landen! Erschöpft aber überglücklich packte ich alles zusammen und hätte nie im Leben mit so einer Session gerechnet.

Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

Zurück zum Blog