
Paylakeangeln in Österreich
Paylakeangeln in Österreich
Folgt man den meisten Stimmen in der Szene, seien Paylakeseen nicht mehr als der Forellenteich von nebenan. Karpfen würde man dort wie am Fließband fangen und auf Anhieb seien Fänge über 30 Kilogramm möglich. Ebenso ginge es den Fischen in diesen Gewässern besonders schlecht, da dort das ganze Jahr über Angeldruck ist.
In meinen Augen sind das Mythen, die aus der Welt geschafft werden müssen. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch auf mein diesjähriges Abenteuer in Österreich mitnehmen. Dabei gehe ich auf alle möglichen Umstände ein, mache Herausforderungen deutlich und zeige natürlich auch die Vorteile.
Im September dieses Jahres war es wieder soweit und wir machten uns auf, in unser zweites Zuhause: Fishery Steffan in Kärnten. Mittlerweile war es das fünfte Mal für mich, was meinen Ehrgeiz und meine Vorfreude jedoch nicht dämpfen konnte. Immer wieder höre ich auch die Frage, warum ich so oft nach Österreich fahre und nicht nach Frankreich oder Kroatien zum Beispiel. Die Menschen, die Muttersprache und das Klima sind für mich die größten Faktoren bei meiner Auswahl. Hinzu kommt, dass die meisten Seen in Frankreich mittlerweile zu populär sind und teilweise schon Pilgerstatus haben. Diese Romantik habe ich dann schon an meinen Vereinsgewässern. Hinzu kommen letztendlich auch einfach der Komfort und der Service, den ich in Österreich bisher immer erlebt habe.
Wie jedes Jahr stellte ich mir die spannende Frage, wie ich vor Ort erfolgreich agieren könnte. Denn anders als viele behaupten, ist es an kommerziellen Gewässern meist deutlich herausfordernder an den Fisch zu kommen als an den heimischen Gewässern. Die Gewässer haben das ganze Jahr einen konstanten Angeldruck und die Fische kennen mittlerweile jeden Boilie und jedes Vorfach, was man unter uns Anglern finden kann.
Ich konnte in den letzten Jahren sehr erfolgreich vor Ort Angeln und hatte das gewaltige Glück auch den schwersten Fisch des Gewässers zu fangen. Natürlich wird an dieser Stelle jeder zweite Angler von Glück sprechen und vielleicht braucht man das auch ein wenig, dennoch bin ich der vollen Überzeugung, dass das eigene System richtig ist. Insbesondere, weil es von Jahr zu Jahr immer wieder aufs Neue funktioniert und ich die Bestätigung erfahre.
Die Lagune bei Fishery Steffan ist in der Praxis ein simples Gewässer mit einheitlicher Struktur. Totholz sorgt für einen natürlichen Rückzugsraum der Fische und erhält den natürlichen Kontrast. Der See wird durch zahlreiche Verbindungsrohre durch die Drau mit frischem Wasser gespeist. Dies hat den großen Vorteil, dass der See immer gut mit Sauerstoff versorgt ist und ein Nährstoffaustausch stattfindet. Außerdem findet so auch immer wieder Fischbrut ihren Weg in den See, was in vielerlei Hinsicht ein Gewinn ist. Allerdings können diese Verbindungsrohre auch wahrlich das Angeln erschweren. Immer dann, wenn kaltes Wasser aus der Drau in den See drückt. Mit der tiefsten Stelle von 2,50m, kann das Verhalten der Fische sich schlagartig verändern und man schaut im wahrsten Sinne in die Röhre. Ebenso kann ein Monsunschauer oder ein Temperaturwechsel die erwartete Wende bringen, in beide Richtungen.
Sobald ich nach einer langen Autofahrt vor Ort ankomme, sichte ich meine Angelstelle und spreche mit den Guides. Mit Markus und Mario hat man zwei sehr großartige und vor allem professionelle Menschen an seiner Seite. Wichtig für mich in den Gesprächen ist, wie war die Fischaktivität in den letzten zwei Wochen, das Wetter und vor allem, wie haben die meisten Angler gefischt. Man muss sich an dieser Stelle nichts vormachen und auch nichts romantisieren. Viele der Fische haben des Öfteren an der Angel gehangen und sind demnach sehr erfahren und scheu. Aus diesen Gründen beginne ich an kommerziellen Gewässern immer gleich:
- Location machen und Spots finden (bei drei Ruten, suche ich mir 6 Spots).
- Festlegen, welche Spots ich aktiv befische, um mir ein Bild zu machen und welche Spots 4-6 Tage nur unter Futter gesetzt werden.
- Festlegen der Futterstrategie und erstes Einbringen von Futter.
Da ich meist 14 Tage Zeit habe im Urlaub, ist die Zeit nicht mein Gegner. Deswegen greife ich beim Anfüttern auch gerne mal auf langlebige Attraktoren zurück. So platziere ich auf den passiven Spots dicke und frische Kürbiskernplatten. Im Herbst halten diese 2-3 Tage und sorgen für einen richtigen Fressrausch am Platz. Diese Platten würde ich niemals mit ins Beifutter des Hakenköders geben, da die Fische sich nur darauf fixieren und alles andere liegen lassen. Danke an dieser Stelle auch nochmal an die Guides für den wertvollen Hinweis. Dadurch, dass ich diese Stellen lange unter Futter setze und nicht darauf fische, finden die Fische schnell vertrauen und kommen konstant auf die Plätze zum Fressen. Natürlich spüre ich ab den ersten Tag eine gewisse Unruhe in mir, da meine Neugier sich nicht in Grenzen hält. Wenn ich dann nach 4-6 Tagen anfange darauf zu fischen, kommt es meist ziemlich schnell zu den ersten Fischen und vor allem auch größeren Fischen. Hier zahlt sich Einsatz und Geduld auf jeden Fall aus. Grundsätzlich plädiere ich immer dafür, alles anders zu machen als der Rest der Angler. Auf den aktiven Spots angle ich mit hoch attraktivem Futter aus meiner Lieblingsschmiede Or-Baits. Dabei mische ich sehr gerne KHD-Boilies, wie den LS2.0, mit Protein-Boilies, wie dem Pumpkin-GLM. Angefüttert wird morgens und abends, ohne direkt darauf zu fischen. Auch das weckt Vertrauen, da die Fische ohne Stress an ihr Futter kommen und wertvolle Nährstoffe erhalten. An der Lagune sind die Angelbereiche klar definiert und groß genug für den Angler, weswegen man sich nicht in die Quere kommt und die Strategien ohne Ärger umsetzbar sind, anders als zum Beispiel an Vereinsgewässern. Meine Montage ist nicht kompliziert oder besonders ausgefallen. Ich fische meine Murmeln am ganz normalen Hair-Rig und Ronnie-Rig. Ich werde auch immer wieder gefragt, was ich den Anglern rate, wenn sie das erste Mal an einem Paylake sind. Das Patenrezept gibt es mit Sicherheit nicht, da die Gewässer an jeder Ecke unterschiedlich sind. Dennoch, ich würde immer dazu raten ruhig zu bleiben und in erster Linie erstmal der eigenen Angelei zu vertrauen. Was hat euch an den heimischen Gewässern Erfolg gebracht? Welche Jahreszeit haben wir? Welche Tiefen hat das Gewässer? Final und ganz wichtig: Wie fischen die Anderen und wie wurde zuletzt gefischt? Die meisten neigen erfahrungsgemäß dazu, die Angelei komplett neu erfinden zu wollen und setzen sich unter Druck, was vielerorts zu Frust führen kann. Das Angeln ist ja nicht nur wegen der Angelei so bedeutsam für uns. Manchmal ist der Schlüssel zum Erfolg ganz viel Ruhe und Vertrauen.
Ganz besonders war dieser Urlaub für mich, da meine Frau zum zweiten Mal mit auf unsere geliebten Karpfen gefischt hat. Sie hatte sich ihre eigenen Boilies besorgt und sich eine eigene Strategie ausgedacht. Lange Zeit sah es dann auch so aus, als würde sie die größten Fische an Land ziehen, da ihr erster Fisch der Reise direkt 16,8 Kilogramm hatte. Ihr könnt euch sicherlich ausmalen, wie stolz ich war und bin.
Nun stellt sich abschließend die Frage, warum ich von den meisten kommerziellen Gewässern überzeugter bin als von freien oder Vereinsgewässern.
Folgende Vorteile sehe ich hier:
- Klare Regeln im Sinne des Fischwohls
- Kontrollierter Futtereintrag (keine Chemie)
- Schonhaken
- Sauberkeit und Wertschätzung der Natur
- Kontrollierter Bestand und Maßnahmen zum Erhalt des Fischwohls
- Kontrolle darüber, wer Angeln darf
Mir ist bewusst, dass das nicht an jedem kommerziellen Gewässer genau so ist, aber ich kann immer nur authentisch von den eigenen Erfahrungen sprechen. Was man an dieser Stelle auch deutlich sagen muss, ist der Fakt des ständigen Angeldrucks und der Wiederfänge. Das beobachte ich ganz genau und wenn ich das Gefühl habe, dass die Fische physikalisch Schaden nehmen, würde ich damit auch in die Kommunikation vor Ort gehen. Allerdings wird diesem Faktor durch immer wieder neuen Besatz und vor allem einem großen Besatz entgegengewirkt.
Wenn ich im Alltag an meinem Vereinsgewässern sitze, überkommt mich immer wieder aufs Neue der Ärger. Kollegen unserer Zunft vermüllen die Angelstellen, sind nicht fischgerecht ausgestattet und benehmen sich auf allen Ebenen daneben. Futter wird trotz Verbote ohne Kontrolle maßlos ins Ökosystem eingebracht. Das hat zur Folge, dass die Seen teilweise kippen und ein Fischsterben herbeiführen. Viele Fische weisen Verletzungen oder Markierungen auf, die durch Egoangler herbeigeführt wurden.
Damit wird uns ein Bärendienst erwiesen. Nicht selten kommt es durch Alkohol oder Platzkämpfen zu Polizeieinsätzen.
Das sind Faktoren, die sich nicht wegzaubern lassen und mich immer wieder die Tage zählen lassen.
Wenn es dann wieder heißt: Österreich wir kommen!